, Économie / Culture
Contribution sous : ParisBerlin Web >> Wirtschaft

Dreisprachig bezahlen in Straßburg


, Économie / Culture
mercredi 16 septembre 2015
27
9
0
0
0

In Frankreich haben lokale Zahlungsmittel Konjunktur. Nach drei Jahren Planung geht im Oktober in Straßburg eine dreisprachige Regionalwährung an den Start, die die lokale Wirtschaft fördern soll: "Le Stück". 2017 soll sie auch in Baden-Württemberg ankommen.



Nicolas Pasquereau ist stolz wie Bolle, als er an diesem Freitagmorgen Ende Juli zur Druckerei Parmentier fährt. Wer kann schon behaupten, dass die 30 000 Geldscheine, die dort gleich gedruckt werden, aus der eigenen Feder stammen? Pasquereau ist Grafiker, 26 Jahre alt. Er ist einer von fünf Straßburgern, die eine neue Währung aufs Papier gebracht haben. Die Rede ist von "Le Stück", einer Ersatzwährung. "Keine leichte Aufgabe", findet Pasquereau. "Das Geld darf einerseits nicht so komplex aussehen wie ein Euroschein. Aber wie Geld von Monopoly darf es natürlich auch nicht wirken." Pasquereau deutet auf die Wasserzeichen, die kleinen bunten Motive und die Detailarbeit auf den Scheinen. "Unser Geld zu fälschen, dürfte ziemlich schwierig werden."
In Frankreich schießen Regionalwährungen momentan wie Pilze aus der Erde. Knapp 40 verschiedene gibt es bereits, 25 sind laut der Organisation Monnaies locales complémentaires (MLC) gerade in der Mache. In der Ardèche zirkulieren die "Kastanienschale" und der "Goldkäfer", in Saint Etienne ist die "Kartoffel" im Umlauf und Toulouse hat seinen "Sol-Violette". Ab Januar 2016 soll sogar im Übersee-département Französisch-Guayana der "Kwak Lagwiyann" eingeführt werden. Die Scheine bleiben im Wirtschaftskreislauf von Stadt und Umkreis und sollen die Bürger unabhängiger von Währungsmanipulationen und Spekulationen machen. 

Die lokale Wirtschaft stärken
Der Straßburger Verein La Stückerie arbeitet seit 2012 daran, mit dem Stück, im Wert dem Euro gleichgestellt, die lokale Wirtschaft Straßburgs zu stärken und den Zusam-menhalt zwischen Produzenten und Verbrauchern zu festigen. "Wir wollen, dass das Geld nicht Finanzblasen an den Kapitalmärkten bildet, sondern der realen Wirtschaft vor Ort dient", sagt Antoine Lévy, einer der Gründer der Straßburger Initiative. Der Vertrauensverlust in offizielle Währungen führe dazu, dass die Menschen etwas haben wollten, das sie verstehen, das sie kontrollieren und dem sie vertrauen ko?nnen.
Vom 3. Oktober an kann man seine Euros gegen Stücks tauschen und in kooperierenden Gemüsegeschäften, Büchereien, Bäckereien, Kosmetikstudios oder Restaurants mit den bunten Scheinen bezahlen. Bis Ende Juli hatten sich 130 Nutzer und rund 30 lokale Unternehmen in und um Straßburg registriert, weitere sollen folgen. Antoine Levy hat ein ehrgeiziges Ziel: Mindestens 6 000 Menschen in der Region sollen langfristig mit der Euro-Alternative grenzüberschreitend bezahlen. Vorerst gilt die Währung nur in Straßburg. Doch ab 2017 soll sich das ändern. "Wir wollen auch das direkt angrenzende Kehl am Rhein mit ins Boot holen", sagt Lévy. "Ich denke da an einen Umkreis von 30 Kilometern." Das macht Sinn, wenn man sich die Geldscheine genauer anschaut. Le Stück ist die erste dreisprachige Währung überhaupt. Auf den Scheinen sind die Geldwerte auf Französisch, Deutsch und Elsässisch ausgezeichnet. "Die Währung hat keine persönlichen Vorteile für den Kunden, aber er tut damit Gutes", erklärt Grafiker Pasquereau. Glaubt er an das Projekt Stück? Und wird er selbst einmal damit bezahlen? "Natürlich. Und das wird auch funktionieren", ist sich Pasquereau sicher. "Stellen Sie sich vor, ich verliere mein Portemonnaie. Dann sind da nur noch Stücks drin und derjenige, der das findet, kann nur noch mit Stücks bezahlen. Toll."
Auch in Deutschland und Österreich gibt es Dutzende Initiativen für lokale Währungen. Europaweit bekannt ist vor allem der seit 2003 zirkulierende "Chiemgauer" in den bayerischen Landkreisen Rosenheim und Traunstein mit etwa 500 000 Einwohnern. Allerdings hält sich der Erfolg der Regiogelder in Grenzen. Die meisten von ihnen führen eine Nischenexistenz. 


Plus d'actualités

Macron fordert neues Parlament für Eurozone

Am 25. August sprach der französische Wirtschaftsminister Emmanuel Macron sich in Berlin für Reformen der europäischen Institutionen aus und schlug ein neues deutsch...

Decathlon eröffnet erste Filiale in Berlin

Der Sport- und Freizeitartikelausstatter Decathlon eröffnet am 19. Juli sein erstes Geschäft in der deutschen Hauptstadt. In den kommenden Jahren will die französische...

"Wir sind einander nicht Konkurrenten, sondern Partner"

Ob bei Neuen Werkstoffen und Chemie, beim Maschinen- und Anlagenbau, beim Zukunftsthema Digitalisierung oder der Organisation von Clusterbildung - Frankreich und...
&quote;Wir sind einander nicht Konkurrenten, sondern Partner&quote;

"Mehr Tempo, meine Herrn"

Wie eine Aktionärinnen-Initiative den Chefs börsennotierter Unternehmen in Frankreich und Deutschland Dampf macht. Mit witzigen Aktionen und ernsten Fragen für mehr...
&quote;Mehr Tempo, meine Herrn&quote;

Mehr Ambitionen für Europa

Der französische Wirtschaftsminister Emmanuel Macron erläuterte am 31. März in Berlin seine Reformpläne in Frankreich und sprach sich für mehr Europa aus - allerdings...
Mehr Ambitionen für Europa
Rédiger un commentaire
  
Nom *
Email *
Votre commentaire *
Recevez la newsletter du franco-allemand
et retrouvez tous les mois l'actualité européenne
OK
Retrouvez nos magazines, des articles à l'unités et de nombreux cadeaux Parisberlin (livres, t-shirts, tasses etc...) dans notre boutique !
Fondation Hippocrene
© All Contents |  Contacts | Mentions légales