Von Sylvia Schreiber

Henkel hat die Nase vorn


jeudi 12 février 2015
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Der Chemiekonzern Henkel gilt vielen als das frauenfreundlichste deutsche Unternehmen. Die Frauenquote lehnt die Aufsichtsratsvorsitzende Simone Bagel-Trah aber trotzdem ab.


Der Arbeitstag von Simone Bagel-Trah beginnt recht normal: Unter der Dusche geht sie ihren Terminplan durch. Dann weckt sie die Kinder, frühstückt mit der Familie und plant Wochenendtreffen mit Tanten und Onkeln. Kaum aber hat die 45-Jährige ihr Haus verlassen, wird sie zu einer der mächtigsten Frauen der deutschen Wirtschaft. Als Aufsichtsratsvorsitzende des Düsseldorfer Haushaltschemikalien- und Kosmetikkonzerns Henkel mit seinen weltweit rund 50000 Beschäftigten ist sie die Oberkontrolleurin und damit die Chefin der Chefs. Daneben leitet die Unternehmerin ihre eigene kleine Chemiefirma und engagiert sich in Wirtschaftsgremien.
Bislang ist die promovierte Mikrobiologin und Ururenkelin des Firmengründers Fritz Henkel die einzige Aufsichtsratsvorsitzende eines deutschen Dax-Konzerns. Doch dies soll sich ändern, wenn die vom Bundestag beschlossene Frauenquote von 30 % ab 2016 in Kraft tritt. Schon laufen deutsche Großunternehmen Sturm: Eine Mehrzahl sieht freies Wirtschaften durch die "Zwangsquote" behindert und setzt weiterhin auf freiwillige Frauenförderung. Über den EU-Rat, der derzeit über das von der Kommission gesetzte Ziel eines Frauenanteils von 40 % in europäischen Aufsichtsräten ab 2020 entscheidet, versuchen deutsche Firmen eine Quotenpflicht zu verhindern - mit Hilfe der Briten, Niederländer und Ungarn. Dabei sei die deutsche Wirtschaft mit ihrem Versuch der freiwilligen Selbstverpflichtung "gescheitert", bilanziert Familienministerin Manuela Schwesig (SPD). In den Vorständen deutscher Unternehmen liegt der Frauenanteil unverändert bei 2,5%, die Aufsichtsräte kommen immerhin auf 13%. "Deutschland hinkt hier anderen großen Wirtschaftsnationen um zwei Jahrzehnte hinterher", so das Urteil des früheren Telekom-Personalchefs Thomas Sattelberger. "In Sachen Arbeitskultur sind wir ein Entwicklungsland."
Was in der Bundesrepublik undenkbar scheint, gehört in Frankreich zur Normalität: Den französischen Arm von General Electric (GE) lenkt mit Clara Gaymard eine Frau. Pas- cale Sourisse ist Chefin der Alcatel-Satellitentochter Alcatel Space, Anne-Marie Idrac leitete über lange Zeit die Pariser Verkehrsbetriebe RATP. Vorzeigefrau unter den Unternehmenschefinnen ist Anne Lauvergeon, die an der Spitze des weltgrößten Nuklearunternehmens Areva steht. Und bei der Staatseisenbahn SNCF haben es drei Managerinnen in die oberste Riege geschafft. In den Aufsichtsräten der großen französischen Unternehmen sitzen 20 % Frauen.
Ob diese guten Zahlen auf die Frauenquote zurückzuführen sind, ist aber umstritten. Simone Bagel-Trah lehnt diese strikt ab: Henkel könne schon heute einen Frauenanteil von über 30 % auf der mittleren und oberen Führungsebene vorweisen. Die Firma gelte als frauen- und familienfreundlichster Konzern Deutschlands - zusammen mit BMW und Bayer. "Wir wollen mehr Frauen in mehr Führungspositionen sehen, aber wir schaffen das ohne Quote", meint Bagel-Trah. Den Aufbau einer frauen- und familienfreundlichen Infrastruktur hält sie für wichtiger. Seit Langem unterhält Henkel deshalb zwei Werkskindergärten in der Düsseldorfer Zentrale, fördert flexible Arbeitszeiten und hat ein firmeninternes Frauennetzwerk aufgebaut. Während Deutschland noch mit der gesetzlichen Quote hadert, hat das Chemieunternehmen längst das moderne Zauberwort guter Personalführung entdeckt: Diversität. Auf seine Jobmessen lädt Henkels US-Ableger daher ausdrücklich nicht nur Frauen, sondern auch Bewerber mit latein- oder afroamerikanischen Wurzeln ein.
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