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1983 in Schwerin geboren. Seit mehreren Jahren bei ARTE tätig, unter anderem in Spiel- und Fernsehfilmredaktion, Presseabteilung und beim ARTE Magazin. Studium im trinationalen Studiengang ?...

Schnell und flexibel auf zwei Rädern


mercredi 19 novembre 2014
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Acht Deutsche, zehn Franzosen, eine Mission: Als binationales Team fahren deutsche und französische Polizisten im Eurodistrikt Strasbourg-Ortenau gemeinsam und grenzüberschreitend Streife - auf dem Fahrrad. Reportage.





 
"Finger weg, mein Rad ist codiert! - Dass ihr Deutschen immer so viel Humor haben müsst ...!" Joël Irion kann sich ein Schmunzeln nicht verkneifen, als sein Blick den Fahrradrahmen der deutschen Kollegin streift. Der bunte Aufkleber, der darauf hinweist, dass der Drahtesel mit einem recherchierbaren Code versehen ist, ruft Gefallen bei dem Franzosen hervor. Seine Landsleute halten es eher neutral. "Vélo marqué" und eine Registriernummer, die in den Fahrradrahmen graviert ist. Dabei hat die junge blonde Badenerin weniger um ihr Fahrrad zu bangen als ihre Mitmenschen. Die 23-jährige Helena Panter ist Polizeikommissarin und schiebt seit Kurzem auch Dienst auf dem Mountainbike. Unterstützung bekommt sie an diesem kühlen Oktobertag vom Brigadierchef Eric Lienhardt (40) aus Straßburg, der sie auf der bevorstehenden Radstreife begleitet. Eine normale Schicht auf dem zweirädrigen Untersatz dauert meist rund sechs Stunden - und führt über den Rhein von Deutschland bis nach Frankreich und zurück - oder umgekehrt.

Im Jubiläumsjahr des Elysée-Vertrages wurde im Mai 2013 eine deutsch- französische Fahrradstreife eingesetzt. Im Eurodistrikt Straßburg-Ortenau fahren zehn französische und acht deutsche Polizisten gemeinsam Streife, meistens zu zweit als deutsch-französisches Binom. "In Kehl und Straßburg sind die Beamten dort, wo ein normaler Streifenwagen nicht hinkommt und sind dadurch schnell und flexibel", so der Pressesprecher Joël Irion von der Polizeidirektion des Departements Bas-Rhin. Die Natur einer Grenzregion erklärt den Bedarf für eine Patrouille. Aufgabe der Radstreifen mit Beamten der Police nationale aus Straßburg und des Polizeireviers Kehl ist es, regelmäßig in den beiden Städten, deren Zentren lediglich sieben Kilometer auseinanderliegen, unterwegs zu sein und etwa die städtischen Fußgängerzonen und Parks, das Umfeld des Straßburger Hauptbahnhofs oder die Kehler Innenstadt anzufahren. Im Visier der Streifen: Drogen- und Diebstahldelikte. "Unser Schwerpunkt ist vor allem die Prävention und der direkte Kontakt mit unseren Bürgern. Auf dem Fahrrad kommen wir den Leuten viel näher als aus dem Dienstwagen heraus, können viel mehr Präsenz zeigen", wirft Panter ein und schwingt sich, ausgestattet mit Radtrikot, Sporthose, Windbreaker und Helm, auf das blau-schwarze Mountainbike.
"Viele Leute fragen uns einfach oft auch nur nach dem Weg, vor allem Franzosen, die sich in Kehl nicht auskennen. Komischerweise hat uns noch niemand nach Drogen gefragt", wirft Lienhardt scherzend ein. Das mag an Panters Uniform liegen, die kaum von der ihres französischen Kollegen zu unterscheiden ist. Der deutsche Radlerdress wird auch von der französischen Polizei getragen. Bis auf den Schriftzug "Police" bei den Franzosen sind die Polizeiradler optisch kaum voneinander zu unterscheiden.

Ein absolutes Novum in Europa. Insgesamt zwölf Mountainbikes hochwertiger Technik stehen den Beamten zur Verfügung. Durchdacht scheint auch der "Polizei/ce"-Schriftzug auf den Rädern. Die gut sichtbaren Fahrräder sollen auch Vorbild in puncto Ausrüstung sein. "Euren Ausweis, bitte!" Helena Panter kontrolliert auf dem Kehler Marktplatz eine junge Frau und deren Begleiter. "Ich habe den Jungen rauchen sehen, war mir bei dem Mädel allerdings wegen des Alters nicht sicher." Eine zweite Kontrolle am Bahnhof. Ein französischer Motorrollerfahrer wird nach Ausweis und Führerschein gefragt. Auch hier ist Helena Chefin der Patrouille. "Die direkte Kontaktaufnahme überlassen wir immer den Muttersprachlern des jeweiligen Landes, weil das die Kommunikation vereinfacht", erläutert Eric Lienhardt. Trotzdem beherrschen alle Kollegen der Fahrradstreife beide Sprachen. Zwei Minuten und ein Telefongespräch später ist die Kontrolle beendet - wieder nichts Auffälliges. Nicht viel los an diesem regnerischen Tag. Am effektivsten ist die Streife im Frühling, im Sommer und Anfang Herbst - bei gutem Wetter. An der Rheinpromenade stößt das Team auf dem Rückweg auf eine Spaziergängerin, die ihre vier kleinen Terrier leinenlos herumtoben lässt. "Beim nächsten Mal kostet das richtig was, in Deutschland ist in Stadtgebieten Leinenzwang", belehrt Panter die Französin, die diese Pflicht vom anderen Rheinufer her nicht zu kennen scheint. Helena Panter drückt noch mal ein Auge zu.

Die binationale Zusammenarbeit birgt rechtlich gesehen eine kleine Ungleichheit. Der französische Beamte darf auf deutschem Hoheitsgebiet tätig werden, umgekehrt ist dies etwas schwieriger. "Wir Deutschen dürfen in Deutschland dem französischen Kollegen die kompletten Hoheitsrechte übertragen", erläutert Polizeioberrat Dirk Herzbach, Mitglied in der Expertengruppe für Prävention und Sicherheit im Eurodistrikt. "Bei uns hat der französische Polizeibeamte die gleichen Rechte wie der deutsche Beamte, sprich, er kann anhalten und festnehmen. In Frankreich dürfen wir das nur in Anwesenheit eines französischen Beamten." Der Grund hierfür liegt im französischen Verfassungsrecht, das keine Übertragung von Hoheitsrechten an andere Nationen kennt. Praktisch stellt dies in der Regel aber kein Problem dar, da die Beamten sowieso immer zu zweit unterwegs sind. Entlang der deutsch-französischen Grenze ist die polizeiliche Radlerkooperative einzigartig. Konkrete Vorbilder der mobilen Zusammenarbeit sind das gemeinsame Polizei- und Zollzentrum sowie die deutsch-französische Wasserschutzpolizei im Kehler Hafen, die seit über einem Jahr auf dem Rhein zwischen Iffezheim und der Schwei- zer Grenze kooperiert.

Die deutsch-französische Fahrradaktion wurde zunächst mit rund 15 000 Euro vom Eurodistrikt vorfinanziert. Den Rest - die Kosten für die weitere Ausrüstung und das Personal - tragen die beteiligten Partner. Die gemeinsamen Fahrradstreifen werden neben ihren Routinefahrten nun schon bald auch auf den kommenden Weihnachtsmärkten in Straßburg und der Ortenau sowie bei der Überwachung des französischen Böllerverbots an Silvester zum Einsatz kommen. Die interkulturelle Kompetenz der Beamten und ihr direkter Kontakt zu den Menschen der Grenzregion tragen nicht nur zur Sicherheit, sondern sicher auch zu mehr gegenseitigem Verständnis bei.
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